Für Pädagog*innen

Sie sind Pädagog*in

…und unterstützen Ihre Schüler*innen im BO-Prozess
…und suchen Kontakt zu Ausbildungsbetrieben in der Region
…und sind interessiert an der Nutzung der 360°-Technik im Kontext BO?

Dann sind Sie hier genau richtig!

Berufsorientierung ist ein Entwicklungsprozess, der in der Schule noch vor dem Schulabschluss stattfindet.
Im Mittelpunkt steht dabei die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen im Hinblick auf
die selbstständige Gestaltung ihrer zukünftigen Berufs- und Lebenswelt
sowie der Kompetenzerwerb für eine fundierte und individuell angemessene Berufswahlentscheidung.

EINSTIMMEN – ERKUNDEN – ENTSCHEIDEN – ERREICHEN

Die Berufsorientierung gelingt,

Diese erste Einstimmungsphase in der Berufsorientierung beginnt im optimalen Fall schon zu Beginn der Sekundarstufe I. Die Schüler*innen werden in kleinen Schritten an berufsbezogene Themen herangeführt und können dabei ihre Talente einbringen und benennen.

Die Motivation der Schüler*innen, sich mit ihren eigenen Vorstellungen zur zukünftigen Lebens- und Arbeitswelt zu beschäftigen, steht hier im Mittelpunkt der Berufsorientierung (BO). Eine enge Zusammenarbeit mit dem Elternhaus ist sinnvoll, gerade wenn biographische Entwicklungen und individuelle Talente und Stärken thematisiert werden. Auch geschlechtsspezifische Zuschreibungen bei der Berufswahl können in Schüler*innen-Gruppen bearbeitet und aufgebrochen werden. Eine typische niedrigschwellige BO-Aktivität in dieser Phase ist zum Beispiel der sog. Zukunftstag (GirlsDay / BoysDay).

Häufig müssen Pädagog*innen in den Übergangssystemen (u.a. Berufseinstiegsschule) feststellen, dass ihre Jugendlichen weniger stark motiviert sind, sich mit beruflichen Zukunftsperspektiven angemessen zu beschäftigen. Dann sollte die Möglichkeit geschaffen werden, diesen Einstimmungsprozess durch altersgerechte BO-Aktivitäten nachzuholen, bei denen die eigenen Stärken und Talente (neu) entdeckt und genutzt werden können.

Ohne individuelle Einstimmung und intrinsische Motivation ist eine Berufsorientierung nicht erfolgreich umsetzbar.

Im Zentrum dieser Erkundungsphase steht das Betriebspraktikum, d.h. die Jugendlichen sammeln eigene Erfahrungen in authentischen betrieblichen Umgebungen. Den Schüler*innen sollte die Möglichkeit gegeben werden, möglichst vielfältige betriebliche Erfahrungen zu sammeln, z.B. durch mehrere Praktika unterschiedlicher Dauer in verschiedenen Betrieben bzw. Einrichtungen.

Gerade der nicht-schulische Erfahrungsraum im Kontakt mit beruflich tätigen jüngeren (z.B. Azubis) und älteren (z.B. Altgeselle, Ausbilder*in, Führungskräfte) Menschen ist so wertvoll für den BO-Prozess der Schüler*innen. Viele Pädagog*innen berichten davon, dass ihre Schüler*innen im Betriebspraktikum förmlich aufblühen und sich enorm persönlich weiterentwickeln. Das positive Erleben von Selbstwirksamkeit im beruflichen Kontext ist die Basis für einen weiteren Aufbau der intrinsischen Motivation und eine persönliche Vorbereitung und Stärkung für den Start in eine Berufsausbildung.

Die Jugendlichen im Betriebspraktikum profitieren insbesondere von den sozialen Herausforderungen, die zu meistern sind, z.B. durch Anforderungen der Anleiter*innen bzw. Ausbilder*innen. Zusätzlich können andere Auszubildende im Betrieb im besten Sinne „Role-Models“ für die Praktikant*innen sein, um Orientierung und Informationen gleichermaßen anbieten und einordnen zu können.

Die handlungsorientierten (oft handwerklichen) Aufgaben im Praktikum werden in der Regel von den Schüler*innen als willkommene Abwechslung oder Ergänzung zu schulischen Anforderungen erlebt, insbesondere von den Schülerinnen und Schülern, die mit den kognitiven schulischen Ansprüchen eher überfordert sind bzw. sich überfordert fühlen.

Eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung der Betriebspraktika durch schulische Pädagog*innen ist extrem wichtig, um zunächst einen optimalen Einstieg ins Praktikum zu gewährleisten und um anschließend einen pädagogischen Raum zu schaffen, damit Selbstwirksamkeitserfahrungen geteilt und reflektiert werden können. Eine Praktikumsbetreuung sollte individuell angepasst gestaltet sein, um überbordende pädagogische „Fürsorge“ zu vermeiden. Die Jugendlichen möchten sich in ihrer neuen Rolle als „Berufstätige“ ausprobieren und nicht durch permanente (überflüssige) Besuche von Pädagog*innen auf die Schüler*innen-Rolle reduziert werden. Daher ist in der Praktikumsphase eher das Format Coaching eine sinnvolle Unterstützung durch begleitende Pädagog*innen.

Eine fundierte Berufswahlentscheidung treffen zu können, die den individuellen Möglichkeiten entspricht und die realistischen Anforderungen der Arbeitswelt einbezieht, ist eine Kompetenz. Diese Kompetenz wird in einem erfolgreichen BO-Prozess während der Schulzeit erworben und wird sicherlich im Verlauf des Arbeitslebens mehrfach genutzt, denn bei jedem Arbeitsplatzwechsel oder Karriereschritt stellt sich wiederholt die Frage nach der beruflichen Orientierung und wie die eigenen Kompetenzen, Talente und Erfahrungen zu den neuen beruflichen Tätigkeiten passen.

Die BO-Expertin Frau Prof. Dr. Katja Driesel-Lange fasst die verschiedenen Facetten der Berufswahlkompetenz in drei Dimensionen zusammen:
– Wissen (Selbstwissen, Konzeptwissen, Bedingungswissen, Entscheidungs- und Planungswissen)
– Motivation (Betroffenheit, Eigenverantwortung, Offenheit, Zuversicht)
– Handlung (Exploration, Steuerung, Problemlösen, Stressmanagement)

In dieser dritten BO-Phase der Entscheidung sind besonders das Entscheidungs- und Planungswissen, die Eigenverantwortung und Zuversicht sowie das Stressmanagement relevant. Eine solide und angemessene Berufswahlentscheidung kann aber nur dann getroffen werden, wenn die beiden vorausgegangenen Phasen „EINSTIMMEN“ und „ERKUNDEN“ weitgehend erfolgreich durchlaufen wurden.

Wie können Pädagog*innen hier unterstützen? Wie schon in der vorausgegangenen Phase ERKUNDEN begonnen, können Pädagog*innen noch stärker in die Coaching-Rolle gehen im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“. Begleitend dazu sollte die Zuversicht der Jugendlichen weiter gestärkt werden und immer wieder Bezug genommen werden auf die persönlichen Erfahrungen u.a. aus den Praktika, damit die Jugendlichen ihre eigene Perspektive selbstverantwortlich in den Blick nehmen. Wohlwollende pädagogische Ratschläge sind eher zu vermeiden. Bei Bedarf können jedoch für die Entscheidung hilfreiche Informationen angeboten werden.

In der vierten und letzten Phase im BO-Prozess geht es darum, eine getroffene Berufswahlentscheidung auch tatsächlich zu realisieren, d.h. das geplante Ziel (Start in eine Berufsausbildung) zu erreichen. In dieser Phase stehen BO-Aktivitäten wie zum Beispiel Recherche zu möglichen Ausbildungsangeboten oder Bewerbungstraining im Mittelpunkt der pädagogischen Unterstützung.

Eine Berufswahlentscheidung wird meist mehrere Monate vor dem eigentlichen Ausbildungsbeginn getroffen und nicht immer gelingt es dem*der Schüler*in, die getroffene Wahl mit den realen Bedingungen und Anforderungen der (regionalen) Ausbildungsanbieter abzugleichen und ggf. anzupassen. Daher ist es empfehlenswert, eine zweite oder sogar dritte Option zur Berufswahl in der Hinterhand zu haben. Weiterhin werden sich die Jugendlichen sehr intensiv mit den verschiedenen Bewerbungsvarianten (schriftlich per Brief, online per Mail, über Plattformen etc.) beschäftigen und ihre Bewerbungs-Performance trainieren.

Für viele Jugendlichen ist es eher ungünstig, dass zwischen Ausbildungsbeginn und Schulabschluss die langen Sommerferien liegen. Die vertraute Umgebung Schule wird verlassen und die Jugendlichen sind weitgehend auf sich allein gestellt. Eine angepasste individuelle Begleitung und Unterstützung im Übergang Schule-Ausbildung ist sehr sinnvoll und hilfreich, um den Start in die Ausbildung nicht aus den Augen zu verlieren.

Unser aktuelles Projekt „360°-Brücken bauen“ richtet sich insbesondere an Schüler*innen in der 2. Klasse von Berufseinstiegsschulen in der Region Hannover. Wir wollen diese Schüler*innen bei der Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Sozialkompetenzen im Kontext einer betrieblichen Ausbildung unterstützen. Denn hier „lauern“ viele Herausforderungen, die die jungen Auszubildenden zu meistern haben, wenn sie nicht ihre Ausbildung gefährden wollen.

Anknüpfend an die vier BO-Phasen EINSTIMMEN – ERKUNDEN – ENTSCHEIDEN – ERREICHEN (siehe oben) ist unser Unterstützungsangebot im Übergang der Phase ERKUNDEN zu ENTSCHEIDEN angesiedelt. Die beteiligten Schüler*innen sollen in betrieblichen Umgebungen eigene Erfahrungen zu ihren Sozialkompetenzen in herausfordernden Situationen „erkunden“ und für eine Berufswahlentscheidung reflektieren und aktiv umsetzen. Daher werden die PEER_LERNWERKSTÄTTEN immer in Kooperationsbetrieben stattfinden, um die betriebliche Authentizität herzustellen und um gleichzeitig das Know-how der Auszubildenden zu nutzen.

360°-Videotechnik als pädagogisches Medium in der PEER_LERNWERKSTATT


Was die 360°-Videotechnik ist und wie sie funktioniert, kann hier nachgelesen werden.

Durch die 360°-Videotechnik werden junge Menschen, die erfahrungsgemäß häufig sehr technikaffin sind, für eine Mitwirkung in den PEER_LERNWERKSTÄTTEN motiviert. Darüber hinaus geben wir die Videotechnik in die Hand der Jugendlichen, damit sie das Medium in eigener Verantwortung nutzen können. Damit sind sie nicht mehr Zuschauer*innen, sondern Akteur*innen, die selbstbestimmt entscheiden, was mit der Kamera aufgenommen und gespeichert wird.

Die 360°-Videotechnik ist mehr als nur eine übliche Videoaufnahme. 360° bedeutet, dass alles im Umkreis der 360°-Kamera aufgenommen wird. Also schon allein bei der Produktion erweitern die jugendlichen Produzent*innen ihren Blick auf das gesamte Geschehen, in der sich die herausfordernde Situation abspielt.

Wenn man 360°-Videos mit einer VR-Brille anschaut, erlebt man die aufgenommene Realität auf eine immersive Weise – man taucht in die Situation ein, fühlt sich mitten drin, bleibt aber gleichzeitig in einer sicheren und geschützten Position.

Die 360°-Videotechnik macht es möglich, dass der*die Zuschauer*in selbst entscheiden kann, welche nächste Videosequenz er*sie sich anschauen möchte. Auch können Fragen und weitere Informationen in das Video eingeblendet und damit die Interaktivität erhöht werden.

Die beteiligten Schüler*innen erhalten das Videomaterial als ihr persönliches Lerndokument von der PEER_LERNWERKSTATT. Später können die Schüler*innen diese Videos gemeinsam mit Pädagog*innen und mit anderen Schüler*innen anschauen und reflektieren.

Unser Fokus: Sozialkompetenzen in der betrieblichen Ausbildung


Im aktuellen Projekt geht es darum, wie junge Auszubildende die verschiedenen sozialen Herausforderungen in ihrer Ausbildung meistern können. Die Themen und Situationen, die dabei schwierig sind, werden nicht vorgegeben, sondern von den Azubis des Betriebs, in dem die PEER_LERNWERKSTATT stattfindet, selbst festgelegt. Diese Azubis wissen am besten, mit welchen sozialen Herausforderungen sie konfrontiert werden. Zwei bis drei typische Situationen werden dann in der PEER_LERNWERKSTATT den Schülerinnen vorgestellt. In kleinen Dreh-Teams wird jeweils eine Situationen als szenisches Rollenspiel mit den Schüler*innen nachgestellt und mit einer 360°-Kamera aufgenommen. Danach werden weitere Szenen gedreht, die zeigen, wie Auszubildende in solchen Situationen angemessen reagieren könnten.

Die Schüler*innen agieren in der PEER_LERNWERKSTATT als „Video-Produzent*innen“ zum Thema Sozialkompetenzen in der Ausbildung. In dieser Rolle ist es wichtig, das Thema aus einer übergeordneten Perspektive zu betrachten. Das führt zu einer intensiveren Reflexion der eigenen sozialen Fähigkeiten.

Role-Models bieten Orientierung


In der PEER_LERNWERKSTATT kommen drei Gruppen von jungen Menschen (Peers) zusammen und arbeiten gemeinsam am Thema Sozialkompetenzen:
a) Die Schüler*innen mit ihren Interessen für Berufsausbildung und eigenen Erfahrungen aus Betriebspraktika
b) Das TEAM-AZUBIS mit den spezifischen Erfahrungen aus dem jeweiligen Kooperationsbetrieb
c) Das Team Brückenbauer*innen mit einem Migrationshintergrund und eigenen Ausbildungserfahrungen

Die älteren Jugendlichen (Azubis und Brückenbauer*innen) übernehmen in diesem Setting eine Role-Model-Funktion für die jüngeren Schüler*innen. Gerade die Azubis aus den Kooperationsbetrieben wissen sehr genau, was die besonderen sozialen Herausforderungen in ihrem Betrieb sind und wie man sich in solchen Situationen angemessen verhalten sollte. Es ist davon auszugehen, dass die Erfahrungen und Informationen der Azubis von den Schüler*innen sehr respektiert werden.

Ähnliche persönliche Migrationserfahrungen


Das Projekt „360°-Brücken bauen“ richtet sich in erster Linie an junge Leute mit Migrationserfahrungen. Aus Vorläuferprojekten wurden vielfältige Erfahrungen damit gemacht, wie wichtig eine Förderung der interkulturellen und sozialen Kompetenzen für die Schüler*innen und junge Auszubildende ist, um eine erfolgreiche Integration in Ausbildung/Berufstätigkeit und Gesellschaft zu gewährleisten.

Die Brückenbauer*innen kennen die Ausgangssituation der Schüler*innen mit Migrationserfahrungen sehr gut, weil sie aus einer ähnlichen Situation heraus in Ausbildung gestartet sind. Durch ihre langjährige Mitarbeit in den verschiedenen Vorläufer-Projekten sind die Brückenbauer*innen qualifiziert, die Schüler*innen für eigene, proaktive Aktivitäten zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration zu gewinnen bzw. zu motivieren. Die Brückenbauer*innen agieren als „interkulturelle Übersetzer“ und übernehmen gleichzeitig eine Role-Model-Funktion hinsichtlich des erfolgreichen Durchlaufens von Dualer Ausbildung.

Das Projekt ist aber auch offen für Jugendliche ohne Migrations- oder Fluchterfahrungen.

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